Das erste Contest-Jahr von OE3G

Einleitung

Ein Amateurfunk-Contest ist eine zeitlich begrenzte Aktivität auf bestimmten Amateurfunkbändern von Funkamateuren, die nur kurz ihr Rufzeichen und einen Contest-Kenner austauschen. Es gibt verschiedene Contests in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. 

Die meisten internationalen Contests dauern 24 bzw. 48 Stunden, es gibt aber auch kürzere Bewerbe, die sehr gut zum Lernen der Contest-Fertigkeit sind. 

Der ADL-329 mit seiner Klubstation OE3XMS erhielt nach einiger Recherge meinerseits, das Contest-Kurzrufzeichen OE3G zugewiesen. Dieses darf angemeldet, bei Contests verwendet werden, nicht aber außerhalb der Zeit. Der Vorteil ist eine schnellere Abhandlung der QSOs und auch eine Erleichterung in CW durch die Kürze des Rufzeichens.

Ein Contest-Rufzeichen ist aber keine Voraussetzung zur Teilnahme an einem Contest, jede und jeder kann mit seinem Rufzeichen an einem Contest teilnehmen.

Eine Liste von Contests zeigt eine Übersicht unterschiedlicher Aktivitäten auf verschiedenen Bändern in Kalenderform auf der Homepage des ÖVSV. Hier findet man nach Monaten sortiert eine gute Übersicht der Aktivitäten des Jahres.

Wir sind mit OE3G ein Team von 4 Funkamateuren (OE1DXU, OE3KAB, OE3REC und OE3EGH) und haben beschlossen mit den Aktivitäts-Contests ein ganzes Jahr lang mitzumachen. 

12 x im Jahr finden diese Aktivitäts - Bewerbe jeweils am 3. Sonntag im Monat statt und dauern von 07:00 - 13:00 UTC. Besonders in den kalten Monaten benötigte es einiges an Eigenmotivation, die Kontinuität zu wahren. Frühes Aufstehen am Sonntag morgen, Aufbau im Feld und dann 6 Stunden Aktivität, forderten einiges an Überwindung von uns. Aber mit Hilfen von Kaffee, vielen Witzen und einer Portion Ehrgeiz war es uns möglich, rechtzeitig am Start zu sein und die vielen internationalen Station zu arbeiten.

 

 

Der Start

Jeder fängt ja einmal irgendwo klein an und so auch unsere Contest Gruppe. Mit Hilfe der jahrelangen Erfahrungen von Karl OE3KAB und Rainer OE3REC, hatten wir eine großartige Starthilfe bei der Auswahl der Standorte, Antennen und vor allem Tipps und Tricks in der Betriebstechnik. Alex OE1DXU brachte mit seiner Ausdauer und DX-Erfahrung den nötigen Schwung ein.

Wir arbeiteten zu Beginn mit einem Antennenmasten mit jeweils einer Antenne für jedes Band. 2m VHF, 70cm UHF und 23cm UHF sind die jeweiligen Bänder und auf jedem gibt es einen klaren SSB Bereich zum Arbeiten. Im Kalender sind jeweils auch die Regeln für den jeweiligen Bewerb hinterlegt und verlinkt. Ein Vertraut machen vor dem Contest mit dem Regelwerk ist jeweils sehr wichtig, damit man sich peinliche Momente erspart und die richtigen Daten auf den jeweiligen Frequenzen austauscht.

SSB bedeutet auch, dass der Contest in einer horizontalen Polarisierung stattfindet, anders als FM-Repeaterbetrieb ja in FM und vertikaler Polarisierung gearbeitet wird.

Begonnen haben wir mit folgender Antennenkonfiguration: an einer Mastseite ist eine 2m - Quad Antenne 4-fach gestackt, an der Rückseite die 8-fach gestackte 70cm Quad und ganz oben eine 23cm Yagi. Jede Antenne wird mit einem eigenen Antennenkabel versorgt und endet in einem ICOM IC-9700 an der jeweiligen Antennenbuchse für das richtige Band. 

Dieser Aufbau ist für Contests, an denen wir nur zu zweit aus einem Bus arbeiten. Wenn wir einen zweiten Bus haben, dann teilen wir die Bänder auf zwei verschiedene Masten auf und dadurch haben wir zB. die 2m Quad an einer Seite des Masten und zwei gestackte Yagis an der Rückseite des Masten auch für das 2m Band. Ein Antennenumschalter ermöglicht dann das rasche Hin- und Herschalten zwischen den beiden gegengesetzten Richtungen.

Dieser Aufbau hat sich erst im Laufe der verschiedenen Contests entwickelt und wird immer wieder neu verändert. Das ist auch der Reiz an den Aktivitätstagen, wir können verschiedene Antennen, Aufbauten und Standorte testen und lernten so sehr viel an Betriebstechnik und Antennentechnik dazu. Durch die vielen YLs und OMs, die an einem solchen Aktivitätstag teilnehmen, sieht man auch sehr schnell, mit welcher Konstellation man welche Reichweiten erzielen kann.

 

Logs und Reichweiten

Es stellt sich besonders an ungemütlichen Tagen die Frage des Sinns hinter einem Contest. Die Antwort ist recht einfach. An jedem Contest werden pro Band, Logfiles erstellt. Wir verwenden die Software N1MM, die sehr umfassend und funktionsreich ein leichtes Steuern des Funkgerätes ermöglicht und schnell und einfach die durchgeführten QSOs erfasst. Es gibt zahlreiche Tutorials, Youtube-Videos und Textinformation, die sehr gut die Handhabe und die Funktionsmöglichkeiten von N1MM erklären. 

Bevor die Logs eingereicht werden, sollte man diese auf etwaige Fehler untersuchen und dann beim jeweiligen Contest nach Beendigung hochladen. Die Auswertung dauert von wenigen Stunden bis zu Monaten, das hängt von der Größe  des Contests ab und auch von der Menge der zu analysierenden eingereichten Logs. Viele freiwillige Helferstunden gehen in eine solche Auswertung und an dieser Stelle sei allen freiwilligen Helfern gedankt, die solche Aktivitäten möglich machen.

Wenn man es aber kaum erwarten kann, welche Reichweiten geglückt sind, dann gibt es die Möglichkeit das EDI-File in eine Visualisierungsseite hochzuladen und grafisch das erzielte Ergebnis zu analysieren.

Jede Verbindung, die man geloggt hat, wird als Strich angezeigt. Rechts die Darstellung eines 2m Logfiles und da sieht man genau, welche Propagation an diesem Tag von dem Standort aus möglich war.

Je nach Band und Standort sind uns unterschiedliche Reichweiten geglückt. 

 

Technik und Möglichkeiten an einem Kontest teilzunehmen

Es gibt verschiedene Möglichkeiten an einem Contest teilzunehmen. Bequem aus dem Shack mit schon fertig montierte horizontal ausgerichtete Antennen wie z.B. zwei gestackte Bigwheel-Antennen, oder aber in mobiler Weise von einer Anhöhe oder einer Berghütte. Gerade in den UHF/VHF Bereich arbeiten wir auf "Sichtverbindung" also direkt. Je höher und freier der "Takeoff" ist, desto weiter die Reichweiten. Einen Contest aus den Häuserschluchten einer Großstadt mit dem Handfunkgerät ist unmöglich, aber wir hatten auch das Vergnügen, Gegenstationen aus dem Bayrischen Wald zu erreichen, die SOTA-Setup am Berg hatten und es ist auch mit viel Geduld und wenig Leistung geglückt, 800km Distanz zu arbeiten. 

Solche Verbindungen machen einen besonders Stolz und bringen viele Punkte durch die Reichweite der Verbindung. Die Punkte werden nach Anzahl und Weite der Verbindungen gewertet und vergeben. 

Da wir in mobiler Weise unterwegs sind, stellt sich die Frage der Stromversorgung. Erste Versuche mit einem Notstromaggregat endeten mit einer sehr großen Lärmbelastung und Gestank und da merkten wir schnell, das eine andere Lösung von Nöten ist. 

Mit Hilfe von drei gebrauchten Autobatterien errichtete ich im Funkbus eine Stromversorgung mit drei Stromkreisen. Einen für das Contest-Funkgerät, einen für die Stromversorgung von Monitor und Laptop, sowie ein Internetmodem und einen Stromkreis für den Rotor der Antennen.

Die Skizze auf der Serviette zeigt die Verschaltung und Ausführung der drei Kreise. Mit alten und ausgemusterten 85Ah AGM Batterien, vom Automechaniker meines Vertrauens ist ein 6-Stundenkontest mit 100W Ausgangsleistung gut abgedeckt und vor allem lautlos, abgesehen von dem Geschrei der Teilnehmer.

Mit Hilfe von drei UP/DOWN - Konvertern, die von 9 - 40V die Ausgangsspannung auf 13.8V konstant bringen, ist es möglich die Batterien bis zu 10V zu entladen, ohne einen Leistungsverlust am Funkgerät wegen Unterspannung zu haben.

Die Resilienz der AGM Technologie verzeiht eine solche Beanspruchung und die Down-Konverterfunktion ermöglicht einen Betrieb auch während dem Laden der Batterien. Versuche mit dem MFJ-Upkonverter endeten mit drei geschrotteten Geräte, da diese keine Down-Konverter Funktion haben sondern "durchbrennen", wenn man diese an eine Ladespannung über 14V hängt. Es gibt von RCUN Alternativen, die UP/DOWN - Konvertierung unterstützen und dann ist es egal ob man Betrieb macht und gleichzeitig die Batterien wieder auflädt.

Am Bild sieht man das VICTRON Ladegerät für drei Batterien, und auch eine selbstgebaute Steuerungsbox, die die Spannung vor und nach dem UP/DOWN Konverter anzeigt. So ist eine Abfrage der Restspannung während eines Contests möglich.

 

Das Ergebnis des Contestjahres 2022

Als Belohnung für die Contest-Aktivitäten gibt es zwei Ebenen von Belohnung für uns. Die eine ist das Contest-Schnitzerl nach dem Bewerb und dem Versorgen der Ausrüstung, im nahegelegenem Wirtshaus unsere Vertrauens und weiters eine Jahressiegerehrung für die ersten drei Plätze, die heuer in Wolfsbach beim UKW-Treffen 2023 statt fand. Dort gibt es dann tolle Geschichten, nette Begegnungen mit den Teilnehmern aus ganz Österreich und natürlich auch Pokale und Plaketten von den Veranstaltern. Auch interessante Fachvorträge runden das Programm ab und bereichern die Veranstaltung.

Ich möchte an dieser Stelle allen Team-Mitgliedern danken, die so toll durchgehalten haben und zwei erste Plätze (2m und 70cm) ermöglicht haben. Weiter den Veranstaltern, die in ihrer Freizeit mit viel Engagement solche Aktivitäten ermöglichen. 

Allen Newcomern und interessierten FunkamateurInnen würde ich empfehlen, sich einen erfahrenen Amateurfunk-Partner zu suchen und in dieses spannende Thema einzusteigen um erste Contest-Erfahrungen zu sammeln. Für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung bzw. planen wir im Jahr 2023 an einem Aktivitätstag im Mai oder Juni einen Aufbau der Contest-Station, um Newcomern und interessierten Funkamateuren, die Möglichkeit zu geben, in das Thema hinein zu schnuppern und Fragen zu stellen.

In diesem Sinne wünsche ich viele erfreuliche Stunden bei der einen oder anderen Contest-Aktivität. 73 de Martin OE3EGH für OE3G