Not- und Katastrophenfunk Kapitel 3 – Notfunkkonzept Bezirk Gänserndorf

Einleitung - wie alles begann

Der Bezirk Gänserndorf mit seinen 105.824 Einwohnern und einer Fläche von rund 1.300 km² ist mit seinen 44 Gemeinden mit 87 Feuerwehrhäusern gesegnet, die vor allem in kleineren Gemeinden das kulturelle Rückgrad bilden und zentraler Treffpunkt der Menschen in diesen Gemeinden sind.

Bezirk Gänserndorf – Wikipedia

Die Topologie ist ja bekanntlich sehr flach und von der Landwirtschaft des Marchfeldes und Weinviertels geprägt. Es gibt auch einen eigenen ADL-329 in diesem Bezirk und auch rund 40 Funkamateure, die sich einmal im Monat in Aderklaa treffen.

Die Flutkatastrophen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass in den Gemeinden von Gänserndorf die Feuerwehrhäuser ein zentraler Treffpunkt und Umschlagplatz von Hilfesuchenden und Helfenden darstellen.

Ausgehend von dieser Tatsache hat das Bezirksfeuerkommando die Initiative ergriffen und zu einem gemeinsamen Treffen von Feuerwehr, Rettungs, Polizei, Bundesheer und Zivilschutzverband geladen. Auf wir Funkamateure wurden herzlich willkommen geheißen. In diesem Zuge hat der LV3 in Person von Rudi Fuchs OE3RFA einen Vortrag zum Thema Blackout Prävention abgehalten. Das Konzept der BOS-ARSA wurde von mir angesprochen und kurz vorgestellt. Die Rolle des Funkamateurs war zu diesem Zeitpunkt völlig unklar für die BOS-Organisationen.

Konzeptentwicklung und Statuserhebung

Das Konzept im Falle einer Stromknappheit bzw. eines Blackouts, sieht die Feuerwehr in einer zentralen Rolle im Bezirk Gänserndorf. Die Feuerwehren planen eine flächendeckende Versorgung ihrer Standorte mit Strom-Einspeispunkten in das Feuerwehrhaus um einen Notbetrieb zu gewährleisten. Weiter ist geplant in jedem Feuerwehrhaus eine fixe Funkstation mit einer externen Antenne am Dach des Gebäudes zu installieren, die auch notstromversorgt ist. Somit entsteht ein flächendeckendes Kommunikationsnetz im Bezirk, über dieses jedes Feuerwehrhaus aus der Zentrale in Gänserndorf erreichbar ist.

Die Feuerwehrhäuser dienen sowohl Rettung als auch Polizei als Interimsstandort. Die Kommunikation wird auf Tetra-Direkt Verbindungen umgestellt und 4 Repeater mit Notstromversorgung werden aktiviert. Damit ist die Kommunikation und die Versorgung der Bevölkerung gesichert aber die eingehenden Meldungen in das Feuerwehrhaus noch ein offener Punkt. Wie kann die Bevölkerung verständigt werden bzw. wie können überregionale Verbindungen geschaffen werden? Dieser Punkt ist noch ungeklärt und wird in der Folge gelöst, im nächsten Schritt wurde an dem Test der bezirkweiten Kommunikation gearbeitet.

Um diese Theorie zu prüfen wurden 2 Drehleiterfahrzeuge mit Antennen ausgestattet und mit einem hochwertigen 30m Ultraflex 15 Kabel an das 10W Testgerät angeschlossen. 

An 4 Wochenenden wurden so 90 Feuerwehrhäuser im Bezirk angefahren und ein Kommunikationtest durchgeführt. Dabei wurden die Drehleitern auf die Höhe der bestehenden Sendemasten herangeführt und die Verbindung nach Gänserdorf mit oder ohne Repeaterunterstützung getestet. 

Dabei wurden jeweils auch Dämpfungsglieder mit -10dBd in die Leitung eingebracht um starken Regen bzw. Schneefall zu simulieren.

Die Ergebnisse wurden protokolliert und so entstand eine Gesamtübersicht der Verbindungsmöglichkeit und überdies hinaus auch ein Zusammenhang der Topologie des Marchfeldes und die Propagationsmöglichkeit der Funkverbindungen im 70cm-Band.

Die Ergebnisse und auch die Rolle des Funkamateurs in diesem System wird im nächsten Beitrag ausgeführt.